Nationale Drehscheibe Ammoniak

Reduktion der Ammoniakverluste aus der Landwirtschaft

Massnahmen Rindvieh 

Das Umweltziel Landwirtschaft bezüglich Ammoniak ist trotz der Umsetzung von Ammoniak-Ressourcenprojekten in 21 Kantonen bei weitem nicht erreicht. Zahlreiche Kantone diskutieren deshalb, mit welchen Massnahmen die Emissionen weiter gesenkt werden sollen. Mehrere Kantone setzen Massnahmenpläne Luft um, die auch Massnahmen zur Reduktion landwirtschaftlicher Ammoniakemissionen beinhalten. Ab 2018 werden folgende Massnahmen in Rindviehlaufställen zur Minderung der Ammoniakemissionen in allen Zonen mit Beiträgen von Bund und Kanton gefördert: - Laufflächen mit Quergefälle und Harnsammelrinne à Fr. 360.- / GVE - Erhöhte Fressstände à Fr. 210.- / GVE (neu ab 2021 auf vier Jahre befristeter Zuschlag, vorher und nachher 240.- resp. 140.- /GVE). Der Vollzug der Massnahmen erfolgt durch die kantonalen Fachstellen für Strukturverbesserungen.

Die Tabelle unten zeigt auf, ob und wenn ja welche Massnahmen heute von Bund, Forschung und Kantonen zur Umsetzung empfohlen werden. (Alle Massnahmen in einer Tabelle als pdf)

Hinweis: Damit sich die Wirkung der aufgeführten Massnahmen optimal entfalten kann, macht es Sinn, die gesamte Hofdüngerkette zu berücksichtigen. 

Pflicht: Gemäss Luftreinhalteverordnung (LRV) ist die Abdeckung von Güllelagern ab 1. Januar 2022 und das Ausbringen der Gülle mit emissionsmindernden Verfahren ab 1. Januar 2024 Pflicht. Weitere Informationen zum Vollzug Schleppschlauch

Dabei werden die Massnahmen in die folgenden drei Kategorien aufgeteilt:

  1. Generelle Umsetzung in der Schweiz ohne Einzelprüfung
  2. Umsetzung fallspezifisch entsprechend dem betrieblichen Einzelfall (In der Regel ist eine fachliche wissenschaftliche Begleitung durch eine anerkannte Forschungsinstitution oder Fachbehörden nötig).
  3. Umsetzung zur Zeit nicht empfohlen, da Punkte dagegen sprechen oder noch nicht geklärt sind (z.B. Emissionsreduktion ist nicht wissenschaftlich bestätigt, die Erfahrungen in der Praxis fehlen oder andere Gründe wie z.B. hoher Energiebedarf sprechen dagegen).


Die Massnahmenliste zeigt den aktuellen Stand des Wissens (Stand: Februar 2023). Sie wird laufend von Forschung und Behörden geprüft und nachgeführt.

  • Alle
  • Umsetzung empfohlen
  • Umsetzung fallspezifisch
  • Umsetzung nicht empfohlen

Laufgangmatte mit Gefälle (Nr. 2)

Anforderung/Ziel
Rascher Abfluss des Harns und saubere, trockene Lauffläche

Minderungsprinzip und Beschreibung
Rasches Abfliessen des Harns von der Lauffläche minimiert die Mischung von Kot und Harn. Dadurch werden die Ammoniakverluste reduziert.
Gummimatten mit integriertem 3% Quergefälle und raschem Harnabfluss werden montiert. Die Matten sind auf einer Seite erhöht. Bei gegenständiger Anordnung entsteht eine "V"-förmige Lauffläche. In der Mitte kann der Harn entweder via Führungsrinne für den Schieber (mit oder ohne Harnsammelrinne) in einen Querkanal oder ein Güllelager abgeleitet werden oder der Harn kann über eine rillen- resp. schlitzförmige Öffnung in der Mitte auf der ganzen Länge des Laufgangs direkt in einen Querkanal oder ein Güllelager abfliessen.
Im Unterschied zur Massnahme «Laufflächen mit Quergefälle und Harnsammelrinne» lässt sich das Betonieren geneigter Flächen vermeiden.

Umsetzungsempfehlung Bund &Forschung/Begründung
Es herrscht Konsens für emissionsmindernde Wirkung von Flächen mit Quergefälle in Kombination mit Harnsammelrinne. Die Gummimatten sind geeignet zur Verbesserung von Laufflächen bei Umbauten.
Für die Laufgangmatte mit Gefälle gibt es aktuell keine Messungen zur Höhe der Emissionsreduktion. Es wird aber davon ausgegangen, dass die Emissionsreduktion von 20%, welche für das System "Laufflächen mit 3 % Quergefälle und Harnsammelrinne" von Zähner und Schrade (2020) im Versuchsstall in Tänikon effektiv gemessen wurde, nur in Kombination mit der korrekt dimensionierten Harnsammelrinne erreicht werden kann, aber nicht übertroffen wird.
Bei Neubauten wird daher unbedingt empfohlen, eine gemäss Zähner und Schrade (2020) dimensionierte Harnsammelrinne einzubauen. Falls dies nicht möglich ist, können Harnpfützen in der Mitte der Fläche entstehen. Die Reduktion der emittierenden Fläche ist damit eingeschränkt. Die Häufigkeit des Betriebs des Entmistungsschiebers ist entscheidend, um die Bildung von Harnpfützen zu minimieren bzw. zu vermeiden.
Die Firma Kraiburg führt Gummimatten profiKURA 3D mit 3% Quergefälle im Sortiment. Die profiKURA 3D-Matten sind seit dem 24. März 2022 vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV zugelassen.
Saubere und trockene Laufflächen wirken sich zudem positiv auf die Klauengesundheit der Tiere aus.

Links & Downloads
Zum ausführlichen Dokument der Nationalen Drehscheibe Ammoniak; Agroscope Baumerkblatt Quergefälle/Harnsammelrinne 2020; UFA Revue, Beitrag von Agroscope: Befeuchtung reduziert Schmierschichten; Dokumentation von Kraiburg; Video von Kraiburg

 

 

 

 

 

Reduktion der verschmutzbaren Flächen durch Funktionsbereiche (Nr. 1)

Anforderung/Ziel
Minimierung der verschmutzbaren Fläche

Minderungsprinzip und Beschreibung
Durch geschickte Anordnung, Kombination von Funktionsbereichen (Aktivitäts-, Liege- und Fressbereich) und entsprechende Nutzung können verschmutzte Flächen begrenzt werden (siehe Abb. 23-Abb. 27 und Tab. 31 in der Vollzugshilfe Baulicher Umweltschutz in der Landwirtschaft, Anhang A8).
Das bedeutet, Flächen werden in denjenigen Bereichen zur Verfügung gestellt, in welchen ein hoher Tieraufenthalt vorkommt. In weniger genutzten/relevanten Bereichen sind eher Mindestabmessungen zu realisieren. Erhöhte Fressstände können ebenfalls helfen, die verschmutzbare Fläche zu reduzieren

Begründung/Bemerkung
Bei Laufstall-Konzepten mit möglichst wenig emittierender Fläche (z.B. zwei- und mehrreihige Anordnung der Liegeboxen; ohne Laufhof) sind keine Mehrkosten zu erwarten.

Oberflächen für raschen Abfluss und Elemente zum raschen Ableiten von Harn auf Laufhöfen (Nr. 3)

Anforderung/Ziel
Rasche Drainage und saubere, trockene Lauffläche

Minderungsprinzip und Beschreibung
Durch rasches Abfliessen des Harns von der Lauffläche wird die Ammoniakfreisetzung reduziert.
Der Laufhof verfügt über einen planbefestigten Boden mit einem Quergefälle von 3 % und eine Harnsammelrinne sowie eine mobile Entmistung (vgl. Abb. 32 in Vollzugshilfe Baulicher Umweltschutz in der Landwirtschaft).

Begründung/Bemerkung 
Es ist keine Quantifizierung des NH3-Minderungspotenzials vorhanden.
Die Laufhofbenutzung durch die Tiere ist teilweise gering.
Im Agrammon Einzelbetriebsmodell mit kantonalen Anpassungen beträgt die NH3-Minderung ca. 5%. (hier wird aber von mittiger Harnabflussrinne und stationärem Schieber ausgegangen).

Download
Ammoniakverluste im Rindviehstall und Laufhof reduzieren

"Laufflächen mit Quergefälle und Harnsammelrinne": Oberflächen für raschen Harnabfluss kombiniert mit Einrichtungen zum raschen Abführen von Kot & Harn (Nr. 2)

Anforderung/Ziel
Rasche Drainage und saubere, trockene Lauffläche

Minderungsprinzip und Beschreibung
Rasches Abfliessen des Harns von der Lauffläche minimiert die Mischung von Kot und Harn. Dadurch werden die Ammoniakverluste reduziert.
Die Laufflächen sind mit einem Quergefälle von 3% und einer Harnsammelrinne sowie einem Schieber mit Rinnenräumer ausgestattet (siehe Abb. 31, S. 96 in Vollzugshilfe Baulicher Umweltschutz in der Landwirtschaft). Der Schieber reinigt während der Aktivitätszeit der Tiere alle zwei Stunden.

Begründung/Bemerkung
Es herrscht Konsens für emissionsmindernde Wirkung, basierend auf Messresultaten im Praxismassstab (Versuchsställe, Praxisbetriebe) [10-13]. Umsetzungserfahrungen und -empfehlungen sind vorhanden (KOLAS -BLW Themenblatt, Baumerkblatt Harnsammelrinnen, Versuchsstall der Agroscope ART). Praxiserfahrungen sind vorhanden, unter anderem Betrieb Waser und Erfahrungen von besuchten Betrieben "Herausforderungen und Lösungsansätze". Im Video zu den baulichen Massnahmen bei Rindviehställen werden vier weitere Ställe vorgestellt.
Saubere und trockene Laufflächen wirken sich zudem positiv auf die Gesundheit der Klauen aus [8].
In Agrammon im Einzelbetriebsmodell mit kantonalen Anpassungen wird von Reduktion der Stallemissionen von 20% ausgegangen (provisorischer Wert). Im Agrammon Einzelbetriebsmodell und im Regionalmodell kann man aktuell manuell eine Minderungsmassnahme eintragen. Messungen im Agroscope Versuchsstall haben die Emissionsreduktion von 20% bestätigt (Stand Herbst 2016, Resultate vorerst für eine Wintervariante, weitere Ergebnisse folgen). Sobald mehr Messwerte von Agroscope vorliegen, werden diese ins Modell übernommen und die Massnahme auch in Agrammon Einzelbetriebsmodell aufgenommen.
Kann bei Neubauten ausgeführt werden, ist bei Umbauten häufig erschwert oder nicht realisierbar (z.B. Einbau der Harnrinne wegen Untergrund nachträglich nicht möglich, vorhandene Güllekanäle oder Güllegrube sind am falschen Ort).

Gemäss Verordnung des BLW über Investitionshilfen und soziale Begleitmassnahmen in der Landwirtschaft (IBLV) beteiligt sich der Bund ab 2021 mit einem Beitrag von Fr. 240.- pro GVE an der baulichen Umsetzung dieser Massnahme (vor 2021 und nach 2024 Beitrag von Fr. 120.- pro GVE), wenn sich der Kanton ebenfalls mit mindestens Fr. 120.- pro GVE beteiligt. Die Voraussetzung dafür ist, dass die technischen Anforderungen an die bauliche Ausführung und an den Betrieb der Anlagen gemäss den gültigen Empfehlungen der Forschungsanstalt Agroscope umgesetzt werden.

Links
Weiterbildungskurs für Baufachleute Agroscope; Emissionsversuchsstall
Downloads
Faktenblatt Versuchsstall Tänikon; Agroscope-Baumerkblatt Harnsammelrinnen 2020; Dokumentation von Schauer; Artikel Mai 2018 Kuhkomfort und Schieber; Fachinformation Entmistungsschieber in Milchviehlaufställen 2018; Artikel von Agroscope im CH-Bauer 2018; Aktennotiz Austausch Baubranche April 2019; Beitrag in der UFA-Revue vom Januar 2021Artikel Bauernzeitung vom Februar 2022; Artikel Bauernzeitung vom Juli 2021

Oberflächen mit raschem Abfluss von Harn kombiniert mit Einrichtungen zum raschen Abführen von Kot und Harn: Gerillter Boden mit gezähntem Schieber (Nr. 2)

Anforderung/Ziel
Rasche Drainage und saubere, trockene Lauffläche

Minderungsprinzip und Beschreibung
Durch rasches Abfliessen des Harns von der Lauffläche in den Flachkanal und wird die Stofffreisetzung reduziert.
Die Bodenrillen müssen mit Drainageöffnungen für den Harnablauf versehen werden. So werden Kot und Harn schnell getrennt. Zusammen mit der Schieberentmistung entsteht eine saubere, emissionsarme Bodenfläche, die gleichzeitig ausreichend Trittsicherheit für die Tiere bieten muss. (siehe Abb. 30, S.96 in Vollzugshilfe Baulicher Umweltschutz in der Landwirtschaft)

Begründung/Bemerkung
Bei Haltungssystemen mit Einstreu, wie sie laut Tierschutzverordnung in der Schweiz gefordert und nach BTS gefördert werden, ist ein Verstopfen der Harnabfluss-Löcher zu erwarten.
In den Niederlanden hat sich der Sleufvloer Typ A in der Praxis nicht durchgesetzt aufgrund von Verstopfung der Drainagelöcher, mangelnder Rutschfestigkeit sowie hoher Kosten für Flachkanal und Rillenbodenelemente.
Die Emissionsreduktion wurde in den Niederlanden wissenschaftlich bestätigt (sie betrug in einem Versuchsstall 46%)[59], jedoch wurden ursprünglich angegebene Werte inzwischen relativiert (19%, 16%) [60].
Agrammon alle Modelle: Es wird von einer Emissionsreduktion von 20% ausgegangen.
Umsetzung bei Neubau, der Umbau ist beschränkt möglich.

Fressstände: Erhöhter Fressbereich mit Abtrennung (je 2 Tiere oder einzeln) (Nr. 1)

Anforderung/Ziel
Minimierung der verschmutzbaren Fläche

Minderungsprinzip und Beschreibung
Ziel ist die Reduktion der verschmutzten resp. emittierenden Fläche. Ein gegenüber der Lauffläche um 10-15 cm erhöhter Fressstand mit Gummimattenbelag und Trennbügeln bietet Ruhe beim Fressen sowie eine verformbare und trockene Standfläche. Die Vollzugshilfe Baulicher Umweltschutz in der Landwirtschaft sieht ein Quergefälle der Standfläche von 3% vor (siehe Abb. 28, S. 95).

Begründung/Bemerkung
Eine Minderung der NH3-Emissionen ist durch die Reduktion der verschmutzten Fläche und gleichzeitigem häufigem Entmisten zu erwarten [5, 6]. Fressstände bieten günstige Voraussetzungen für häufiges, automatisiertes Entmisten, da der Entmistungsschieber die fressenden Kühe nicht stört [7]. Es bestehen deutliche Synergien zum Tierwohl: Klauengesundheit [8], weniger Verdrängungen am Fressplatz [9]. Praxiserfahrungen sind vorhanden: unter anderem Betrieb Sutter und Hinweise von besuchten Betrieben "Herausforderungen und Lösungsansätze".
Am Weiterbildungskurs für Baufachleute im November 2017 hat Agroscope erste Ergebnisse der Messungen im Emissionsversuchsstall vorgestellt: Beitrag 1 (Ergebnisse Sommer- und Herbstmessung) und Beitrag 2 (Fressplatzabtrennung, Sauberkeit, Arbeitsaufwand).
Diese Massnahme lässt sich sowohl bei Neu- als auch bei Umbauten realisieren. Erfahrungen bei Umbauten: Artikel top agrar 1; Artikel top agrar 2. Video zu den baulichen Massnahmen bei Rindviehställen


Gemäss Verordnung des BLW über Investitionshilfen und soziale Begleitmassnahmen in der Landwirtschaft (IBLV) beteiligt sich der Bund ab 2021 mit einem Beitrag von Fr. 140.- pro GVE (bis 2021 und ab 2024 Fr. 70.-/GVE) an der baulichen Umsetzung dieser Massnahme, wenn der Kanton sich mit mindestens Fr. 70.- pro GVE beteiligt. Die Voraussetzung dafür ist, dass die technischen Anforderungen an die bauliche Ausführung und an den Betrieb der Anlagen gemäss den gültigen Empfehlungen der Forschungsanstalt Agroscope umgesetzt werden.

Links
Agroscope EmissionsversuchsstallWeiterbildungskurs für Baufachleute

Downloads
Präsentation Weiterbildungskurs für Baufachleute 2013; Faktenblatt Versuchsstall Tänikon; Artikel Landtechnik 2014 FressverhaltenArtikel ART 2016 Klauengesundheit; Artikel Mai 2018 Kuhkomfort mit Schieber; Fachinformation Entmistungsschieber in Milchviehlaufställen 2018; Artikel von Agroscope im Schweizer Bauer 2018; Aktennotiz Austausch Baubranche April 2019; Baumerkblatt Agroscope Erhöhter Fressbereich mit Fressplatzabtrennung 2020; Artikel Agroscope März 2021 in der UFA-Revue

Niedrige Temperatur: Wärmegedämmte Dächer, Dachbegrünung, Berieselungssysteme auf Dachoberfläche, Hellere Dach- und Fassadenfarben (Nr. 4)

Anforderung/Ziel
Optimales Stallklima

Minderungsprinzip und Beschreibung
Ziel ist die Verminderung der Temperatur an der emittierenden Oberfläche.

Begründung/Bemerkung
Für keine dieser Massnahmen ist eine Quantifizierung des NH3-Minderungspotenzials verfügbar.
Bei frei gelüfteten Ställen (Standard in der Schweiz) mit ausreichender Querlüftung und Dachhöhe (ab ca. 3,5 m) ist kein Temperatureffekt an den emittierenden Flächen zu erwarten, da im Stall thermische Prozesse durch windinduzierte Prozesse überlagert werden [62-66). Bei geschlossenen Ställen kann Wärmedämmung in der kalten Jahreszeit zu einem höheren Temperaturniveau führen.
Bei der Dachbegrünung und dem Berieselungssystem auf Dachoberflächen ist der Wasserverbrauch hoch.

Im Agrammon Einzelbetriebsmodell mit kantonalen Anpassungen beträgt die NH3-Minderung ca. 5% - 10% für die Wärmedämmung des Daches und für Dachberieselung; Im UNECE-Guidance-Document wird von einer Minderung von 20% bei optimaler Klimatisierung mit Dachisolierung ausgegangen.

Downloads
Weiterbildungskurs für Baufachleute;  2013 Artikel Green roofing 2007

Beschattung und Windschutz Laufhof (Nr. 6)

Anforderung/Ziel
Optimales Stallklima

Minderungsprinzip und Beschreibung
Ziel ist die Verminderung der Temperatur und des Luftaustauschs über der emittierenden Oberfläche.
Dies soll durch Überdachung eines Teils des Laufhofes (unter Berücksichtigung der mindestens ungedeckten m2 pro Tier gemäss Anhang 2 RAUS-Verordnung) und Windschutz auf der exponierten Seite erreicht werden.

Begründung/Bemerkung
Es ist keine Quantifizierung des NH3-Minderungspotenzials verfügbar [67].
Gegenläufige Effekte sind möglich: Bei optimalem Laufhofklima können die Tiere mehr Zeit im Laufhof verbringen. Somit fällt ein grösserer Anteil der Exkremente im Laufhof an, was zu höheren Emissionen führen kann. Zudem besteht das Dilemma, dass der verminderte Luftaustausch über der emittierenden Oberfläche zu einem Hitzestau führen kann.
In Agrammon Einzelbetriebsmodell mit kantonalen Anpassungen wird für Beschattung und Windschutz im Laufhof in Kombination mit der Massnahme "Laufflächen mit Quergefälle und Harnsammelrinne" eine emissionsmindernde Wirkung angerechnet.

Download
Weiterbildungskurs für Baufachleute 2013

Bedarfsgerechte Fütterung zur Reduktion von Proteinüberschüssen (Nr. 7)

Anforderung/Ziel
Minimierung der N-Ausscheidung

Minderungsprinzip und Beschreibung
Eine ausgewogene Milchviehfütterung (ausgeglichenes Protein/Energie-Verhältnis) verringert den stärker emissionsgefährdeten Anteil von Stickstoff im Harn. Es gelangt generell weniger Stickstoff in den landwirtschaftlichen Kreislauf. Die Massnahme steht damit am Beginn der Ammoniak-Emissionskette (so genannte "Begin-of-Pipe-Massnahme").
Der Milchharnstoffwert (MHW) ist ein Indikator für Harn-Stickstoff-Ausscheidungen und für das Ammoniakverlustpotential. In welchem Ausmass daraus Emissionen entstehen, hängt von Stallbau, Hygiene, Haltung, Lagerung, Ausbringung und Witterung ab. Bei hohen MHW ist die Fütterung generell zu überprüfen. Dazu gehören unbedingt auch die Galtkühe und Aufzuchttiere.
Bei intensiver Weidehaltung wird häufig ein hoher MHW beobachtet (ausser bei Alpweiden). Das Ammoniakverlustpotenzial ist an sich hoch, aber bei weitgehender Ausscheidung auf der Weide (Vollweide) sind die Emissionen weniger kritisch.
In der Ammoniakstudie von SHL/Agroscope wurden dazu Modellrechnungen durchgeführt. Der Saisonalität im MHW ist Rechnung zu tragen. Im Winter werden zum Teil sehr tiefe MHW beobachtet. Es gibt auch einen kritischen Wert nach unten.

Regionale Vergleichswerte Milchharnstoffwert
Seit November 2022 sind auf der Milchdatenplattform https://www.dbmilch.ch/milchprufung/mhw-information/ die durchschnittlichen Milchharnstoffwerte einer Region zu finden. Betriebe, die Milch abliefern, können mit dem Login die Milchharnstoffwerte ihres Betriebes mit jenen von Betrieben in der Region vergleichen. Die regionalen Vergleichswerte sind eine Diskussionsgrundlage für  Fütterungsfragen mit Betrieben mit überdurchschnittlichen Milchharnstoffwerten. Sie können Betriebe und Beratung zur kritischen Auseinandersetzung mit der Fütterung ihrer Milchkühe motivieren. Die Reduktion von Ammoniakverlusten durch Optimierung der Milchviehfütterung ist eine für die Branche
kostengünstige und effiziente Massnahme. Die Branche kann damit einen Beitrag zum Absenkpfad N
leisten. Mehr zum regionalen Vergleichswert Milchharnstoffwert finden Sie im Merkblatt dazu.

Begründung/Bemerkung
Emissionsmindernde Wirkung nachgewiesen [21-32]. Auf einzelbetrieblicher Stufe besteht Handlungspotential.
Es bestehen Synergien zur Tiergesundheit: Fruchtbarkeit, Euter- und Klauengesundheit können verbessert werden.
Dies ist eine wichtige Massnahme zur Verbesserung der Stickstoff-Effizienz, da Milchkühe rund 50% der NH3-Emissionen aus der landwirtschaftlicher Tierhaltung verursachen.
Die Massnahme wurde in den Kantonen GR, NW, OW, UR und ZG im Rahmen der Ressourcenprojekte getestet. Gegenwärtig wird sie durch die HAFL vertieft untersucht.
In Agrammon Einzelbetriebsmodell und Regionalmodell werden Angaben zu der Zusammensetzung der Grundfutterration von Milchvieh erfasst: Eine Minderung der Gesamtemissionen ist um bis zu ca. 10 % möglich.
Die Massnahme ist im UNECE Guidance-Document aufgeführt mit Angabe von Zielwerten für Rohproteingehalt in der Ration und allgemeinen Ausführungen in Annex II.

Hinweise zur Umsetzung: Je höher der Anteil Grünfutter und insbesondere der Anteil auf der Weide gefressenen Futters an einer Ration, desto anspruchsvoller ist die Gestaltung ausgewogener Rationen. Z.B. wird geweidet, kann der MHW aufgrund des jungen proteinreichen Grases steigen.

Downloads
Studie A. Bracher. SHL, Agroscope; Ammoniak aus Rindviehställen 2012; Artikel BauernZeitung 2018; Artikel von Agroscope im CH-Bauer 2018; Bericht HAFL, 2019Proteinfütterung mit Hilfe des Harnstoffgehalts in der Milch optimieren 2021Milchharnstoffgehalt: Was sagt er über die Stickstoffausscheidungen aus? 2021; Artikel UFA-Revue: Weniger Ammoniak ausstossen 2022

Chemowäscher

Minderungsprinzip und Beschreibung
Ziel ist die Abscheidung von Ammoniak aus der Stallabluft.

Begründung und Bemerkungen
Es liegen keine gesicherten Ergebnisse zur Emissionsreduktion in diesem Anwendungsbereich vor. Chemowäscher sind nur bei zwangsgelüfteten Ställe wirksam, was dem aktuellen Trend und Empfehlungen im Stallbau in der Rindviehhaltung der Schweiz diametral entgegenläuft. Nicht für Haltungssysteme mit Laufhof geeignet.
Es gibt bislang keine zertifizierten Abluftreinigungsanlagen für Rindviehställe.
Die Massnahme ist im UNECE-Guidance-Document aufgeführt (Kategorie 2)

Link
DLG Prüfberichte

Downloads
KOLAS Themenblatt: Abluftreinigung für zwangsbelüftete Stallanlagen; Cercl’Air-Empfehlung Nr. 21-D; Vortrag WBK 2017 Emissionsminderung mit Abluftreinigung; Artikel zu Abluftreinigung Nov. 2018; Merkblatt Abluftreinigungsanlagen Kanton Luzern Januar 2021

Entmistungsroboter

Minderungsprinzip und Beschreibung
Durch rasches Entfernen von Harn und Kot von der Lauffläche wird die Stofffreisetzung reduziert.

Begründung und Bemerkungen 
Es ist keine ausreichende Quantifizierung des NH3-Minderungspotenzials verfügbar, weder auf planbefestigten noch auf perforierten Böden.
Der Einsatz auf planbefestigten Böden ist noch nicht praxiserprobt.

Hinweis: Perforierte Böden emittieren aufgrund der grösseren emittierenden Oberfläche mehr Ammoniak als häufig gereinigte planbefestige Laufflächen mit Quergefälle, Harnrinne und Rinnenräumer.

Download
KOLAS Schlussdokument; Artikel BauernZeitung Juli 18; WBK 18: Perforierte Laufflächen bei Rindvieh, Bewertung der Entmistung mit einem Roboter; WBK 18: Vergleich von perforierten und planbefestigten Laufflächen bei Milchvieh – Ammoniak- und Treibhausgas-Emissionen ; Artikel von Agroscope im CH-Bauer; Agrarforschung Artikel von Agroscope (2019); Artikel BauernZeitung 2020: Beim Bauen an Ammoniak denken;  Artikel BauernZeitung 2021: Gesunde Klauen und wenig Emissionen dank Mistschieber

Vernebelungs- und Sprinkleranlagen

Minderungsprinzip und Beschreibung
Ziel ist die Verminderung der Temperatur an der emittierenden Oberfläche.

Begründung und Bemerkungen
Es ist keine Quantifizierung des NH3-Minderungspotenzials verfügbar. Dauernde Befeuchtung der Laufflächen birgt Gefahr für Mehremissionen. Synergien mit dem Tierwohl wären möglich.

Downloads
Weiterbildungskurs für Baufachleute 2013

Art und Menge des Einstreumaterials

Minderungsprinzip und Beschreibung
Ziel ist die Absorption bzw. Adsorption von Harn.

Begründung und Bemerkungen
Die aktuelle Datenlage ist zu schmal, um konkrete Massnahmen ableiten zu können. Die Wirksamkeit ist nicht eindeutig belegt. Die physikalischen Eigenschaften (Urinabsorptionsvermögen, Schüttdichte) der Einstreumaterialien sind dabei massgebender als ihre chemischen Eigenschaften (pH, Kationenaustauschkapazität, Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis) [95-97].
Die Massnahme ist im UNECE-Guidance-Document aufgeführt (Kategorie 2).

Emissionsoptimierte Laufflächen

Minderungsprinzip und Beschreibung
Ziel sind der rasche Abfluss von Harn und die Verminderung der emittierenden Bodenfläche: Beispielsweise Gummieinsätze für Spaltenböden für schnelles Ableiten des Harns oder auch spezielle Gummiklappen, die die Spalten schliessen.

Begründung und Bemerkungen
Derzeit liegen keine gesicherten Ergebnisse zur Emissionsreduktion vor. Probleme sind bei einigen der neuen Laufflächenausführungen bei Haltungssystemen mit Stroh und unter Frostbedingungen zu erwarten [19].
Die Massnahme ist im UNECE-Guidance-Document aufgeführt (Kategorie 2).

Bemerkung: Untersuchungen zu verschiedenen Laufflächenausführungen sind in den Niederlanden derzeit im Gange. Die Übertragbarkeit der Ergebnisse und die Praxistauglichkeit unter CH-Haltungsbedingungen sind nach Abschluss der NL-Messungen zu prüfen.

Niedrige Temperatur: Aussenklimaställe (Nr. 4)

Anforderung/Ziel
Optimales Stallklima

Minderungsprinzip und Beschreibung
Ziel ist die Verminderung der Temperatur an der emittierenden Oberfläche.

Begründung/Bemerkung
Emissionsmindernde Wirkung als Konsens basierend auf grundlegenden Wirkungsprinzipien und/oder Messresultaten im Labor oder halbtechnischen Massstab bestätigt, jedoch nicht im Praxismassstab (Versuchsställe, Praxisbetriebe).In der kalten Jahreszeit ermöglichen Aussenklimaställe ein tieferes Temperaturniveau als Ställe mit Zwangslüftung und Wärmedämmung. Im Sommer jedoch kommt es temperaturbedingt zu höheren NH3-Emissionen.
Aussenklimaställe für Milchvieh sind in der Schweiz weit verbreitet und können als Standard/Referenzsystem angesehen werden.
Anwendungsbereich: Normalerweise bei Neubau, bei Umbau bedingt möglich

Download
ART-Bericht Ammoniakverluste Laufstall 2011; WBK 18 Präsentation Stallbaukonzepte für Milchkühe

Niedrige Luftgeschwindigkeit über verschmutzten Flächen (Nr. 5)

Anforderung/Ziel
Optimales Stallklima

Minderungsprinzip und Beschreibung
Ziel ist die Verminderung des Luftaustauschs über der emittierenden Oberfläche.

Begründung/Bemerkung
Gegenläufige Effekte sind möglich (Hitzestau versus Verminderung des Luftaustauschs über der emittierenden Oberfläche).

Download
Weiterbildungskurs für Baufachleute 2013

Anbindestall

Minderungsprinzip und Beschreibung
Minimierung der verschmutzbaren Fläche

Begründung und Bemerkungen
Anbindeställe für Milchvieh verfügen über ein ca. halb so grosses Flächenangebot wie Laufställe mit Auslauf, weshalb auch die emittierende Fläche geringer ist. Dadurch fallen die Ammoniakemissionen aus dem Anbindestall deutlich geringer aus ([27]:S. Schrade & M. Keck 2012; [111]).

Bemerkungen: Diese Massnahme respektiert zwar das Minderungsprinzip „Minimierung der verschmutzbaren Flächen“, ist jedoch aus Sicht des Tierwohls keine zu fördernde Massnahme.

Vollweide

Minderungsprinzip und Beschreibung
Infiltration des Harns in den Boden

Begründung und Bemerkungen
Weil der von Weidetieren ausgeschiedene Harn üblicherweise im Boden versickert, bevor wesentliche Ammoniak-Emissionen auftreten können, sind die gesamten Ammoniak-Emissionen pro Tier bei der Weidehaltung weniger hoch als bei der Stallhaltung, wo die Ausscheidungen gesammelt, gelagert und ausgebracht werden (UNECE-Leitfaden 2012). Weiden gehört gemäss UNECE Guidance-Dokument zur Kategorie 1, wenn die Tiere den ganzen Tag weiden (> 18 Stunden) oder wenn nur sehr wenig befestigte Bodenfläche täglich mit Hofdünger verschmutzt wird. Voraussetzung ist daher, dass der Stall und der Laufhof während des Weideganges der Tiere sauber sind. Ansonsten emittiert dieser weiter. Grundlagen zur Berechnung in Agrammon siehe [109 und 110].

Es muss aber beachtet werden, dass die Ertragswirksamkeit des auf der Weide ausgeschiedenen Stickstoffs gering ist. Dies ist hauptsächlich auf die sehr ungleichmässige Verteilung der Exkremente auf der Weidefläche zurückzuführen.

Downloads
Analyse ausgewählter Massnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Schweizer Milchproduktion –eine Literaturstudie (Agroscope 2018); Reduktion der Ammoniak-Emissionen auf der Weide (Artikel Agroscope 2019)

Kompostierungsstall/Kompoststall

Minderungsprinzip und Beschreibung
Vergleiche Begründung

Begründung und Bemerkungen
In Kompostierungsställen und Kompostställen findet je nach Grösse der Fläche, Einstreu und Management (Bearbeitung der Liegefläche) ein erwünschter aerober (mehr bei Kompostierungsställe) oder auch ein unerwünschter anaeober (mehr bei Kompostställen) Abbau von Einstreu und Ausscheidungen der Tiere statt. Untersuchungen aus Holland zeigen bei beiden Systemen höhere Ammoniakverluste und auch höhere Lachgasverluste (starkes Treibhausgas) im Vergleich zum Referenzsystem Liegeboxen mit perforierten Laufflächen. Weiter ist der Platzbedarf pro Tier in Kompost- und Kompostierungsställen grösser als in Liegeboxen-Ställen, was tendenziell ebenfalls zu höheren Emissionen führt.

Untersuchungen aus Österreich zeigen bei Kompostierungsställen tiefere Emissionen. Hier fehlen aber die vergleichenden Messungen zu einem Referenzsystem. Daher ist auch bei gutem Management bei beiden Systemen keine Minderung der Emissionen zu erwarten [106 - 108, 112, 113].

Download/Link
Studie aus Holland (2016)

Die Nummern in Klammern bei den Massnahmetiteln stellen den Bezug her zur Vollzugshilfe Baulicher Umweltschutz in der Landwirtschaft (gemäss Tabelle 15, S. 41).

Alle Massnahmen in einer Tabelle.