Nationale Drehscheibe Ammoniak

Reduktion der Ammoniakverluste aus der Landwirtschaft

Massnahmen Rindvieh 

Das Umweltziel Landwirtschaft bezüglich Ammoniak ist trotz der Umsetzung von Ammoniak-Ressourcenprojekten in 21 Kantonen bei weitem nicht erreicht. Zahlreiche Kantone diskutieren deshalb, mit welchen Massnahmen die Emissionen weiter gesenkt werden sollen. Mehrere Kantone setzen Massnahmenpläne Luft um, die auch Massnahmen zur Reduktion landwirtschaftlicher Ammoniakemissionen beinhalten. Seit 2018 werden folgende Massnahmen in Rindviehlaufställen zur Minderung der Ammoniakemissionen in allen Zonen mit Beiträgen von Bund und Kanton gefördert:

  • Laufflächen mit Quergefälle und Harnsammelrinne à CHF 360.- / GVE
  • Erhöhte Fressstände à CHF 210.- / GVE (neu ab 2021 auf vier Jahre befristeter Zuschlag, vorher und nachher CHF 240.- / GVE resp. CHF 140.- / GVE)


Der Vollzug der Massnahmen erfolgt durch die kantonalen Fachstellen für Strukturverbesserungen.

Pflicht: Gemäss Luftreinhalteverordnung (LRV) ist die Abdeckung von Güllelagern ab 1. Januar 2022 und das Ausbringen der Gülle mit emissionsmindernden Verfahren ab 1. Januar 2024 Pflicht. Weitere Informationen zum Vollzug Schleppschlauch.

Die Liste unten zeigt auf, ob und wenn ja welche Massnahmen im Bereich Rindvieh heute (Stand Februar 2024) von Bund, Forschung und Kantonen zur Umsetzung empfohlen werden. Damit sich die Wirkung der aufgeführten Massnahmen optimal entfalten kann, macht es Sinn die gesamte Hofdüngerkette zu berücksichtigen. Die Massnahmenliste wird laufend von Forschung und Behörden geprüft und nachgeführt.

Die Massnahmen werden jeweils in die folgenden drei Kategorien aufgeteilt:

  1. Von Bund und Forschung generell zur breiten Unterstützung ohne Einzelfallprüfung in der Schweiz empfohlene Massnahmen
  2. Von Bund und Forschung nach vorgängiger fallspezifischer Prüfung zur Umsetzung in der Schweiz empfohlene Massnahmen (In der Regel ist eine fachliche wissenschaftliche Begleitung durch eine anerkannte Forschungsinstitution oder Fachbehörden nötig)
  3. Von Bund und Forschung zurzeit in der Schweiz nicht zur Umsetzung empfohlene Massnahmen (Emissionsreduktion ist nicht wissenschaftlich bestätigt, die Erfahrungen in der Praxis fehlen oder andere Gründe wie bspw. hoher Energiebedarf sprechen dagegen)
  • Alle
  • Umsetzung empfohlen
  • Umsetzung fallspezifisch
  • Umsetzung nicht empfohlen

Fressstände: Erhöhter Fressbereich mit Abtrennung (je 2 Tiere oder einzeln)

Anforderung/Ziel
Minimierung der verschmutzbaren Fläche

Minderungsprinzip und Beschreibung
Ziel ist die Reduktion der verschmutzten resp. emittierenden Fläche. Ein gegenüber der Lauffläche um 10-15 cm erhöhter Fressstand mit Gummimattenbelag und Trennbügeln bietet Ruhe beim Fressen sowie eine verformbare und trockene Standfläche. Die Vollzugshilfe Baulicher Umweltschutz in der Landwirtschaft sieht ein Quergefälle der Standfläche von 3% vor (siehe Abb. 28, S. 95).

Begründung/Bemerkung
Eine Minderung der NH3-Emissionen ist durch die Reduktion der verschmutzten Fläche und gleichzeitigem häufigem Entmisten zu erwarten [5, 6]. Fressstände bieten günstige Voraussetzungen für häufiges, automatisiertes Entmisten, da der Entmistungsschieber die fressenden Kühe nicht stört [7]. Es bestehen deutliche Synergien zum Tierwohl: Klauengesundheit [8], weniger Verdrängungen am Fressplatz [9]. Praxiserfahrungen sind vorhanden: unter anderem Betrieb Sutter und Hinweise von besuchten Betrieben "Herausforderungen und Lösungsansätze".
Am Weiterbildungskurs für Baufachleute im November 2017 hat Agroscope erste Ergebnisse der Messungen im Emissionsversuchsstall vorgestellt: Beitrag 1 (Ergebnisse Sommer- und Herbstmessung) und Beitrag 2 (Fressplatzabtrennung, Sauberkeit, Arbeitsaufwand).
Diese Massnahme lässt sich sowohl bei Neu- als auch bei Umbauten realisieren. Erfahrungen bei Umbauten: Artikel top agrar 1; Artikel top agrar 2. Video zu den baulichen Massnahmen bei Rindviehställen


Gemäss Verordnung des BLW über Investitionshilfen und soziale Begleitmassnahmen in der Landwirtschaft (IBLV) beteiligt sich der Bund ab 2021 mit einem Beitrag von Fr. 140.- pro GVE (bis 2021 und ab 2024 Fr. 70.-/GVE) an der baulichen Umsetzung dieser Massnahme, wenn der Kanton sich mit mindestens Fr. 70.- pro GVE beteiligt. Die Voraussetzung dafür ist, dass die technischen Anforderungen an die bauliche Ausführung und an den Betrieb der Anlagen gemäss den gültigen Empfehlungen der Forschungsanstalt Agroscope umgesetzt werden.

Links
Agroscope EmissionsversuchsstallWeiterbildungskurs für Baufachleute

Downloads
Präsentation Weiterbildungskurs für Baufachleute 2013; Faktenblatt Versuchsstall Tänikon; Artikel Landtechnik 2014 FressverhaltenArtikel ART 2016 Klauengesundheit; Artikel Mai 2018 Kuhkomfort mit Schieber; Fachinformation Entmistungsschieber in Milchviehlaufställen 2018; Artikel von Agroscope im Schweizer Bauer 2018; Aktennotiz Austausch Baubranche April 2019; Baumerkblatt Agroscope Erhöhter Fressbereich mit Fressplatzabtrennung 2020; Artikel Agroscope März 2021 in der UFA-Revue

"Laufflächen mit Quergefälle und Harnsammelrinne": Oberflächen für raschen Harnabfluss kombiniert mit Einrichtungen zum raschen Abführen von Kot & Harn

Anforderung/Ziel
Rasche Drainage und saubere, trockene Lauffläche

Minderungsprinzip und Beschreibung
Rasches Abfliessen des Harns von der Lauffläche minimiert die Mischung von Kot und Harn. Dadurch werden die Ammoniakverluste reduziert.
Die Laufflächen sind mit einem Quergefälle von 3% und einer Harnsammelrinne sowie einem Schieber mit Rinnenräumer ausgestattet (siehe Abb. 31, S. 96 in Vollzugshilfe Baulicher Umweltschutz in der Landwirtschaft). Der Schieber reinigt während der Aktivitätszeit der Tiere alle zwei Stunden.

Begründung/Bemerkung
Es herrscht Konsens für emissionsmindernde Wirkung, basierend auf Messresultaten im Praxismassstab (Versuchsställe, Praxisbetriebe) [10-13]. Umsetzungserfahrungen und -empfehlungen sind vorhanden (KOLAS -BLW Themenblatt, Baumerkblatt Harnsammelrinnen, Versuchsstall der Agroscope ART). Praxiserfahrungen sind vorhanden, unter anderem Betrieb Waser und Erfahrungen von besuchten Betrieben "Herausforderungen und Lösungsansätze". Im Video zu den baulichen Massnahmen bei Rindviehställen werden vier weitere Ställe vorgestellt.
Saubere und trockene Laufflächen wirken sich zudem positiv auf die Gesundheit der Klauen aus [8].
In Agrammon im Einzelbetriebsmodell mit kantonalen Anpassungen wird von Reduktion der Stallemissionen von 20% ausgegangen (provisorischer Wert). Im Agrammon Einzelbetriebsmodell und im Regionalmodell kann man aktuell manuell eine Minderungsmassnahme eintragen. Messungen im Agroscope Versuchsstall haben die Emissionsreduktion von 20% bestätigt (Stand Herbst 2016, Resultate vorerst für eine Wintervariante, weitere Ergebnisse folgen). Sobald mehr Messwerte von Agroscope vorliegen, werden diese ins Modell übernommen und die Massnahme auch in Agrammon Einzelbetriebsmodell aufgenommen.
Kann bei Neubauten ausgeführt werden, ist bei Umbauten häufig erschwert oder nicht realisierbar (z.B. Einbau der Harnrinne wegen Untergrund nachträglich nicht möglich, vorhandene Güllekanäle oder Güllegrube sind am falschen Ort).

Gemäss Verordnung des BLW über Investitionshilfen und soziale Begleitmassnahmen in der Landwirtschaft (IBLV) beteiligt sich der Bund ab 2021 mit einem Beitrag von Fr. 240.- pro GVE an der baulichen Umsetzung dieser Massnahme (vor 2021 und nach 2024 Beitrag von Fr. 120.- pro GVE), wenn sich der Kanton ebenfalls mit mindestens Fr. 120.- pro GVE beteiligt. Die Voraussetzung dafür ist, dass die technischen Anforderungen an die bauliche Ausführung und an den Betrieb der Anlagen gemäss den gültigen Empfehlungen der Forschungsanstalt Agroscope umgesetzt werden.

Links
Weiterbildungskurs für Baufachleute Agroscope; Emissionsversuchsstall
Downloads
Faktenblatt Versuchsstall Tänikon; Agroscope-Baumerkblatt Harnsammelrinnen 2020; Dokumentation von Schauer; Artikel Mai 2018 Kuhkomfort und Schieber; Fachinformation Entmistungsschieber in Milchviehlaufställen 2018; Artikel von Agroscope im CH-Bauer 2018; Aktennotiz Austausch Baubranche April 2019; Beitrag in der UFA-Revue vom Januar 2021Artikel Bauernzeitung vom Februar 2022; Artikel Bauernzeitung vom Juli 2021

Laufgangmatte mit Gefälle

Anforderung/Ziel
Rascher Abfluss des Harns und saubere, trockene Lauffläche

Minderungsprinzip und Beschreibung
Rasches Abfliessen des Harns von der Lauffläche minimiert die Mischung von Kot und Harn. Dadurch werden die Ammoniakverluste reduziert.
Gummimatten mit integriertem 3% Quergefälle und raschem Harnabfluss werden montiert. Die Matten sind auf einer Seite erhöht. Bei gegenständiger Anordnung entsteht eine "V"-förmige Lauffläche. In der Mitte kann der Harn entweder via Führungsrinne für den Schieber (mit oder ohne Harnsammelrinne) in einen Querkanal oder ein Güllelager abgeleitet werden oder der Harn kann über eine rillen- resp. schlitzförmige Öffnung in der Mitte auf der ganzen Länge des Laufgangs direkt in einen Querkanal oder ein Güllelager abfliessen.
Im Unterschied zur Massnahme «Laufflächen mit Quergefälle und Harnsammelrinne» lässt sich das Betonieren geneigter Flächen vermeiden.

Umsetzungsempfehlung Bund & Forschung/Begründung
Es herrscht Konsens für emissionsmindernde Wirkung von Flächen mit Quergefälle in Kombination mit Harnsammelrinne. Die Gummimatten sind geeignet zur Verbesserung von Laufflächen bei Umbauten.
Für die Laufgangmatte mit Gefälle gibt es aktuell keine Messungen zur Höhe der Emissionsreduktion. Es wird aber davon ausgegangen, dass die Emissionsreduktion von 20%, welche für das System "Laufflächen mit 3 % Quergefälle und Harnsammelrinne" von Zähner und Schrade (2020) im Versuchsstall in Tänikon effektiv gemessen wurde, nur in Kombination mit der korrekt dimensionierten Harnsammelrinne erreicht werden kann, aber nicht übertroffen wird.
Bei Neubauten wird daher unbedingt empfohlen, eine gemäss Zähner und Schrade (2020) dimensionierte Harnsammelrinne einzubauen. Falls dies nicht möglich ist, können Harnpfützen in der Mitte der Fläche entstehen. Die Reduktion der emittierenden Fläche ist damit eingeschränkt. Die Häufigkeit des Betriebs des Entmistungsschiebers ist entscheidend, um die Bildung von Harnpfützen zu minimieren bzw. zu vermeiden.
Die Firma Kraiburg führt Gummimatten profiKURA 3D mit 3% Quergefälle im Sortiment. Die profiKURA 3D-Matten sind seit dem 24. März 2022 vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV zugelassen.
Saubere und trockene Laufflächen wirken sich zudem positiv auf die Klauengesundheit der Tiere aus.

Finanzielle Unterstützung
Laufgangmatten mit Quergefälle und Harnsammelrinne können mit dem üblichen Beitrag «Laufgänge mit Quergefälle und Harnsammelrinne» gemäss SVV unterstützt werden. 
Werden in bestehenden Ställen Laufgangmatten mit Quergefälle ohne Harnsammelrinne erstellt, so können die halben Beiträge gemäss SVV gewährt werden (Wichtig: Dies gilt nur für bestehende Ställe). 
 

Links & Downloads
Zum ausführlichen Dokument der Nationalen Drehscheibe Ammoniak; Agroscope Baumerkblatt Quergefälle/Harnsammelrinne 2020; UFA Revue, Beitrag von Agroscope: Befeuchtung reduziert Schmierschichten; Dokumentation von Kraiburg; ProfiKURA 3D Produktseite mit Video von Kraiburg

 

 

 

 

 

Reduktion der verschmutzbaren Flächen durch Funktionsbereiche

Anforderung/Ziel
Minimierung der verschmutzbaren Fläche

Minderungsprinzip und Beschreibung
Durch geschickte Anordnung, Kombination von Funktionsbereichen (Aktivitäts-, Liege- und Fressbereich) und entsprechende Nutzung können verschmutzte Flächen begrenzt werden (siehe Abb. 23-Abb. 27 und Tab. 31 in der Vollzugshilfe Baulicher Umweltschutz in der Landwirtschaft, Anhang A8).
Das bedeutet, Flächen werden in denjenigen Bereichen zur Verfügung gestellt, in welchen ein hoher Tieraufenthalt vorkommt. In weniger genutzten/relevanten Bereichen sind eher Mindestabmessungen zu realisieren. Erhöhte Fressstände können ebenfalls helfen, die verschmutzbare Fläche zu reduzieren

Begründung/Bemerkung
Bei Laufstall-Konzepten mit möglichst wenig emittierender Fläche (z.B. zwei- und mehrreihige Anordnung der Liegeboxen; ohne Laufhof) sind keine Mehrkosten zu erwarten.

Niedrige Temperatur: Aussenklimaställe

Anforderung/Ziel
Optimales Stallklima

Minderungsprinzip und Beschreibung
Ziel ist die Verminderung der Temperatur an der emittierenden Oberfläche.

Begründung/Bemerkung
Emissionsmindernde Wirkung als Konsens basierend auf grundlegenden Wirkungsprinzipien und/oder Messresultaten im Labor oder halbtechnischen Massstab bestätigt, jedoch nicht im Praxismassstab (Versuchsställe, Praxisbetriebe).In der kalten Jahreszeit ermöglichen Aussenklimaställe ein tieferes Temperaturniveau als Ställe mit Zwangslüftung und Wärmedämmung. Im Sommer jedoch kommt es temperaturbedingt zu höheren NH3-Emissionen.
Aussenklimaställe für Milchvieh sind in der Schweiz weit verbreitet und können als Standard/Referenzsystem angesehen werden.
Anwendungsbereich: Normalerweise bei Neubau, bei Umbau bedingt möglich

Download
ART-Bericht Ammoniakverluste Laufstall 2011
WBK 18 Präsentation Stallbaukonzepte für Milchkühe

Anbindestall

Minderungsprinzip und Beschreibung
Minimierung der verschmutzbaren Fläche

Begründung und Bemerkungen
Anbindeställe für Milchvieh verfügen über ein ca. halb so grosses Flächenangebot wie Laufställe mit Auslauf, weshalb auch die emittierende Fläche geringer ist. Dadurch fallen die Ammoniakemissionen aus dem Anbindestall deutlich geringer aus ([27]:S. Schrade & M. Keck 2012; [111]).

Bemerkungen: Diese Massnahme respektiert zwar das Minderungsprinzip „Minimierung der verschmutzbaren Flächen“, ist jedoch aus Sicht des Tierwohls keine zu fördernde Massnahme.

Vollweide

Minderungsprinzip und Beschreibung
Infiltration des Harns in den Boden

Begründung und Bemerkungen
Weil der von Weidetieren ausgeschiedene Harn üblicherweise im Boden versickert, bevor wesentliche Ammoniak-Emissionen auftreten können, sind die gesamten Ammoniak-Emissionen pro Tier bei der Weidehaltung weniger hoch als bei der Stallhaltung, wo die Ausscheidungen gesammelt, gelagert und ausgebracht werden (UNECE-Leitfaden 2012). Weiden gehört gemäss UNECE Guidance-Dokument zur Kategorie 1, wenn die Tiere den ganzen Tag weiden (> 18 Stunden) oder wenn nur sehr wenig befestigte Bodenfläche täglich mit Hofdünger verschmutzt wird. Voraussetzung ist daher, dass der Stall und der Laufhof während des Weideganges der Tiere sauber sind. Ansonsten emittiert dieser weiter. Grundlagen zur Berechnung in Agrammon siehe [109 und 110].

Es muss aber beachtet werden, dass die Ertragswirksamkeit des auf der Weide ausgeschiedenen Stickstoffs gering ist. Dies ist hauptsächlich auf die sehr ungleichmässige Verteilung der Exkremente auf der Weidefläche zurückzuführen.

Downloads
Analyse ausgewählter Massnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Schweizer Milchproduktion –eine Literaturstudie (Agroscope 2018)
Reduktion der Ammoniak-Emissionen auf der Weide (Artikel Agroscope 2019)

Hochdruckvernebelungsanlage

Anforderung/Ziel
Optimales Stallklima

Minderungsprinzip und Beschreibung
Ziel ist die Verminderung der Temperatur. Mit der Hochdruckvernebelungsanlage wird Wasser als Mikrotröpfchen im Stall verteilt, was zu einer Reduktion der Stalltemperatur und somit an der emittierenden Oberfläche führt.

Begründung/Bemerkung
Emissionsmessungen für Ställe mit Hochdruckvernebelungsanlagen liegen nicht vor. Man kann aber davon ausgehen, dass die Temperatur im Stall und demzufolge auch die Ammoniakemissionen reduziert werden, wenn eine Hochdruckvernebelungsanlage im Betrieb ist [127, 128, 129, 130].

Die Mikrotröpfchen verdampfen, bevor sie am Boden ankommen. Mit der Hochdruckvernebelungsanlage werden somit weder die Tiere noch Boden oder Einstreu nass. Die Verdunstung erfordert Energie, wodurch die Umgebungstemperatur sinkt.
Vernebelungsanlagen sollen automatisiert und in Abhängigkeit von Temperatur und Luftfeuchtigkeit betrieben werden.
Die Reduktion der Stalltemperatur ist positiv für das Tierwohl, denn sie trägt zur Reduktion des Hitzestresses der Tiere während der warmen Jahreszeit bei. Aus der vorhandenen Literatur geht hervor, dass ein positiver Effekt auf die Milchleistung erwartet werden kann [132].

Niederdruckvernebelungsanlage

Anforderung/Ziel
Optimales Stallklima

Minderungsprinzip und Beschreibung
Mit der Niederdruckvernebelungsanlage wird Wasser in Tropfenform im Stall verteilt. Dies führt zu einer Abkühlung des Stalls, der Harn wird verdünnt und kann besser abfliessen, der pH-Wert wird auf den verschmutzten Oberflächen gesenkt und Ammoniak kann im Wasserfilm an den feuchten Oberflächen gebunden werden.

Begründung/Bemerkung
Emissionsmessungen für Ställe mit Niederdruckvernebelungsanlagen für Rindvieh liegen nicht vor. Vernebelungsanlagen sollen automatisiert und in Abhängigkeit von Temperatur und Luftfeuchtigkeit betrieben werden. Die Reduktion der Stalltemperatur ist positiv für das Tierwohl, denn sie trägt zur Reduktion des Hitzestresses während der warmen Jahreszeit bei. Aus der vorhandenen Literatur geht hervor, dass ein positiver Effekt auf die Milchleistung erwartet werden kann [132]. Es ist auch mit Niederdruckvernebelungsanlagen möglich, mittels angepasster Düsen Mikrotröpfchen zu erzeugen. Bei Anlagen mit grösseren Tropfen werden die Flächen befeuchtet, der Temperatureffekt ist jedoch kleiner als bei Hochdruckvernebelungsanlagen.

Laufgangmatte Magellan mit Profil bestehend aus Längsrillen

Anforderung/Ziel
Rasche Drainage und saubere, trockene Lauffläche

Minderungsprinzip und Beschreibung
Passive Trennung von Kot und Harn an der Oberfläche durch rasches Abfliessen des Harns von der Lauffläche. Dadurch wird die Mischung von Kot und Harn minimiert und die Ammoniakverluste werden reduziert.
Gummioberfläche mit dreiprozentigem Gefälle der Querrillen in Laufrichtung des Entmistungsschiebers sorgen für eine rasche Ableitung des Harns in die Längsrillen. Der Entmistungsschieber ist an die Rillenform angepasst und reinigt den Boden mindestens alle zwei Stunden.
Der tiefere pH-Wert der Gummioberfläche im Vergleich zum Beton verschiebt das chemische Gleichgewicht von Ammoniak zu Ammonium und trägt somit zu einer Emissionsreduktion bei.

Begründung/Bemerkung
Publizierte Messungen vom Typ Magellan fehlen zurzeit. Mehrere Datensätze zu Messungen von typenähnlichen Böden wie der Magellan sind vorhanden und eine Minderung der Ammoniakemissionen im Vergleich zu verschiedenen Betonböden konnte festgestellt werden [59, 61, 114, 116]. Daher kann davon ausgegangen werden, dass der Magellan Bodenbelag bei ausreichender Entmistungshäufigkeit (mindestens alle zwei Stunden) ein Potential zur Emissionsreduktion hat. Jedoch ist eine Quantifizierung der Emissionsreduktion zurzeit nicht möglich. Praxiserfahrung zeigt, dass der Boden eine gute Rutschfestigkeit aufweist und Vorteile für die Klauengesundheit bringt.

Das System ist für einen Umbau oder Neubau geeignet. Voraussetzung ist ein absolut ebener Boden ohne Vertiefungen, um die Bildung von Harnpfützen zu verhindern. Bilden sich Harnpfützen, ist eine trockene Oberfläche nicht gewährleistet und die Vorteile dieses Bodentyps hinsichtlich Klauengesundheit und Ammoniakemissionen kommen nicht zum Tragen.
Das System muss in jedem Fall in Kombination mit einer auf die Rillen angepassten Schieberlippe betrieben werden und gemäss Empfehlung des Herstellers alle 90 Minuten gereinigt werden. Auf einem Praxisbetrieb konnte festgestellt werden, dass von den Liegeboxen in die Laufflächen eingetragene Einstreu zu keiner Minderung der Reinigungsleistung führte.
Das System lässt sich mit einem erhöhten Fressstand kombinieren und der Magellan Bodenbelag wird als interessante Option bei Umbauten eingeschätzt.

Der Boden erfüllt die Kriterien der DLG-Prüfung (DLG Prüfbericht 677410) und das BLV hat die Magellan Böden im Jahr 2020 zugelassen.

Downloads
Dokumentation von Bioret Agri

Gummiauflagen für Spaltenböden mit / ohne zweiseitiges Gefälle gegen die Schlitze mit / ohne Reduktion des Schlitzanteils

Anforderung/Ziel
Rasche Drainage und saubere, trockene Lauffläche

Minderungsprinzip und Beschreibung
Rasches Abfliessen des Harns von der Lauffläche minimiert die Mischung von Kot und Harn, wodurch Ammoniakverluste reduziert werden.

Der tiefere pH-Wert der Gummioberfläche im Vergleich zum Beton verschiebt das chemische Gleichgewicht von Ammoniak zu Ammonium und trägt somit zu einer Emissionsreduktion bei.

Begründung/Bemerkung
Publizierte Emissionsmessungen sind nicht ausreichend verfügbar. Für typenähnliche Systeme jedoch sind Werte verfügbar, die auf eine Emissionsminderung schliessen lassen. Eine quantitative Schätzung zur Emissionsverminderung ist daher auf Basis der aktuellen Datenlage nicht möglich. Die Praxiserfahrung zeigt, dass der Harn schnell abfliesst und durch den Entmistungsroboter, bei einer hohen Reinigungsfrequenz (mindestens alle zwei Stunden) die Feststoffe ausreichend in den Güllekeller geschoben werden.

Zugelassene Produkte auf dem Markt mit diesem Minderungsprinzip und der Beurteilung "orange" durch die Nationale Drehscheibe Ammoniak:

Gummimatte Meadowfloor ohne Dichtungsklappen
Hersteller: Proflex Betonproducten (NL)
Gummioberfläche mit zweiseitigem sechsprozentigem Gefälle gegen die Schlitze und ohne die Reduktion des Schlitzanteils. Den Tieren wird durch den griffigen Boden Laufkomfort geboten. In die Matten integrierte Blöcke tragen zum natürlichen Abrieb der Klauen bei. Der trockenere Boden wirkt sich positiv auf die Klauengesundheit aus. Das System ist DLG geprüft und vom BLV seit 2022 zugelassen unter der Voraussetzung einer maximalen Spaltenbreite bei Milchkühen von 3.5 cm und bei Mutterkühen und Jungvieh von 3 cm.

SG6

Anforderung/Ziel
Rascher Drainage und saubere, trockene Lauffläche

Minderungsprinzip und Beschreibung
Rasches Abfliessen des Harns durch die Rillenstruktur in Betonplatten. Die Rillen weisen ein Gefälle von 5 % gegen die Schlitze auf, dadurch kann der Harn rasch abfliessen. Durch die rasche Trennung von Harn und Kot auf der Oberfläche werden die enzymatischen Prozesse der Ammoniakbildung verhindert, was in einer Reduktion der Ammoniakemissionen resultiert.

Begründung/Bemerkung
Die Einschätzung basierend auf der verfügbaren Literatur deutet darauf hin, dass der Boden eine Emissionsminderung bewirken kann.
Um eine genügende Wirkung zu erzielen, muss der Harn jederzeit rasch abfliessen können. Dazu müssen die Rillen mindestens alle zwei Stunden gereinigt werden. In der Praxis hat ein Reinigungsroboter mit an die Rillenstruktur angepassten Bürsten eine gute Reinigungsleistung gezeigt, möglich ist auch ein aufnehmender Roboter. Der fallende Harn reicht nicht aus, um die Rillen ausreichend zu reinigen. Die Betonelemente haben eine Breite von 47 cm, der Abstand zwischen den Platten kann beim Verlegen bestimmt werden. Mit 3 cm Abstand beträgt der Schlitzanteil 6 %. Es ist zu beachten, dass je nach Rindviehkategorie die maximal erlaubte Spaltenbreite unterschiedlich ist.
Es ist zurzeit keine Quantifizierung des Ammoniakminderungspotenzials nach anerkannten wissenschaftlichen Standards verfügbar.

Oberflächen für raschen Abfluss und Elemente zum raschen Ableiten von Harn auf Laufhöfen

Anforderung/Ziel
Rasche Drainage und saubere, trockene Lauffläche

Minderungsprinzip und Beschreibung
Durch rasches Abfliessen des Harns von der Lauffläche wird die Ammoniakfreisetzung reduziert.
Der Laufhof verfügt über einen planbefestigten Boden mit einem Quergefälle von 3 % und eine Harnsammelrinne sowie eine mobile Entmistung (vgl. Abb. 32 in Vollzugshilfe Baulicher Umweltschutz in der Landwirtschaft).

Begründung/Bemerkung 
Es ist keine Quantifizierung des NH3-Minderungspotenzials vorhanden.
Die Laufhofbenutzung durch die Tiere ist teilweise gering.
Im Agrammon Einzelbetriebsmodell mit kantonalen Anpassungen beträgt die NH3-Minderung ca. 5%. (hier wird aber von mittiger Harnabflussrinne und stationärem Schieber ausgegangen).

Download
Ammoniakverluste im Rindviehstall und Laufhof reduzieren

Bedarfsgerechte Fütterung zur Reduktion von Proteinüberschüssen

Anforderung/Ziel
Minimierung der N-Ausscheidung

Minderungsprinzip und Beschreibung
Eine ausgewogene Milchviehfütterung (ausgeglichenes Protein/Energie-Verhältnis) verringert den stärker emissionsgefährdeten Anteil von Stickstoff im Harn. Es gelangt generell weniger Stickstoff in den landwirtschaftlichen Kreislauf. Die Massnahme steht damit am Beginn der Ammoniak-Emissionskette (so genannte "Begin-of-Pipe-Massnahme").
Der Milchharnstoffwert (MHW) ist ein Indikator für Harn-Stickstoff-Ausscheidungen und für das Ammoniakverlustpotential. In welchem Ausmass daraus Emissionen entstehen, hängt von Stallbau, Hygiene, Haltung, Lagerung, Ausbringung und Witterung ab. Bei hohen MHW ist die Fütterung generell zu überprüfen. Dazu gehören unbedingt auch die Galtkühe und Aufzuchttiere.
Bei intensiver Weidehaltung wird häufig ein hoher MHW beobachtet (ausser bei Alpweiden). Das Ammoniakverlustpotenzial ist an sich hoch, aber bei weitgehender Ausscheidung auf der Weide (Vollweide) sind die Emissionen weniger kritisch.
In der Ammoniakstudie von SHL/Agroscope wurden dazu Modellrechnungen durchgeführt. Der Saisonalität im MHW ist Rechnung zu tragen. Im Winter werden zum Teil sehr tiefe MHW beobachtet. Es gibt auch einen kritischen Wert nach unten.

Regionale Vergleichswerte Milchharnstoffwert
Seit November 2022 sind auf der Milchdatenplattform https://www.dbmilch.ch/milchprufung/mhw-information/ die durchschnittlichen Milchharnstoffwerte einer Region zu finden. Betriebe, die Milch abliefern, können mit dem Login die Milchharnstoffwerte ihres Betriebes mit jenen von Betrieben in der Region vergleichen. Die regionalen Vergleichswerte sind eine Diskussionsgrundlage für  Fütterungsfragen mit Betrieben mit überdurchschnittlichen Milchharnstoffwerten. Sie können Betriebe und Beratung zur kritischen Auseinandersetzung mit der Fütterung ihrer Milchkühe motivieren. Die Reduktion von Ammoniakverlusten durch Optimierung der Milchviehfütterung ist eine für die Branche
kostengünstige und effiziente Massnahme. Die Branche kann damit einen Beitrag zum Absenkpfad N
leisten. Mehr zum regionalen Vergleichswert Milchharnstoffwert finden Sie im Merkblatt dazu.

Begründung/Bemerkung
Emissionsmindernde Wirkung nachgewiesen [21-32]. Auf einzelbetrieblicher Stufe besteht Handlungspotential.
Es bestehen Synergien zur Tiergesundheit: Fruchtbarkeit, Euter- und Klauengesundheit können verbessert werden.
Dies ist eine wichtige Massnahme zur Verbesserung der Stickstoff-Effizienz, da Milchkühe rund 50% der NH3-Emissionen aus der landwirtschaftlicher Tierhaltung verursachen.
Die Massnahme wurde in den Kantonen GR, NW, OW, UR und ZG im Rahmen der Ressourcenprojekte getestet. Gegenwärtig wird sie durch die HAFL vertieft untersucht.
In Agrammon Einzelbetriebsmodell und Regionalmodell werden Angaben zu der Zusammensetzung der Grundfutterration von Milchvieh erfasst: Eine Minderung der Gesamtemissionen ist um bis zu ca. 10 % möglich.
Die Massnahme ist im UNECE Guidance-Document aufgeführt mit Angabe von Zielwerten für Rohproteingehalt in der Ration und allgemeinen Ausführungen in Annex II.

Hinweise zur Umsetzung: Je höher der Anteil Grünfutter und insbesondere der Anteil auf der Weide gefressenen Futters an einer Ration, desto anspruchsvoller ist die Gestaltung ausgewogener Rationen. Z.B. wird geweidet, kann der MHW aufgrund des jungen proteinreichen Grases steigen.

Downloads
Studie A. Bracher. SHL, Agroscope
Ammoniak aus Rindviehställen 2012
Artikel BauernZeitung 2018
Artikel von Agroscope im CH-Bauer 2018
Bericht HAFL, 2019
Proteinfütterung mit Hilfe des Harnstoffgehalts in der Milch optimieren 2021
Milchharnstoffgehalt: Was sagt er über die Stickstoffausscheidungen aus? 2021; Artikel UFA-Revue: Weniger Ammoniak ausstossen 2022

Niedrige Luftgeschwindigkeit über verschmutzten Flächen

Anforderung/Ziel
Optimales Stallklima

Minderungsprinzip und Beschreibung
Ziel ist die Verminderung des Luftaustauschs über der emittierenden Oberfläche.

Begründung/Bemerkung
Gegenläufige Effekte sind möglich (Hitzestau versus Verminderung des Luftaustauschs über der emittierenden Oberfläche).

Download
Weiterbildungskurs für Baufachleute 2013

Niedrige Temperatur: Wärmegedämmte Dächer, Dachbegrünung, Berieselungssysteme auf Dachoberfläche, Hellere Dach- und Fassadenfarben

Anforderung/Ziel
Optimales Stallklima

Minderungsprinzip und Beschreibung
Ziel ist die Verminderung der Temperatur an der emittierenden Oberfläche.

Begründung/Bemerkung
Für keine dieser Massnahmen ist eine Quantifizierung des NH3-Minderungspotenzials verfügbar.
Bei frei gelüfteten Ställen (Standard in der Schweiz) mit ausreichender Querlüftung und Dachhöhe (ab ca. 3,5 m) ist kein Temperatureffekt an den emittierenden Flächen zu erwarten, da im Stall thermische Prozesse durch windinduzierte Prozesse überlagert werden [62-66). Bei geschlossenen Ställen kann Wärmedämmung in der kalten Jahreszeit zu einem höheren Temperaturniveau führen.
Bei der Dachbegrünung und dem Berieselungssystem auf Dachoberflächen ist der Wasserverbrauch hoch.

Im Agrammon Einzelbetriebsmodell mit kantonalen Anpassungen beträgt die NH3-Minderung ca. 5% - 10% für die Wärmedämmung des Daches und für Dachberieselung; Im UNECE-Guidance-Document wird von einer Minderung von 20% bei optimaler Klimatisierung mit Dachisolierung ausgegangen.

Downloads
Weiterbildungskurs für Baufachleute;  2013 Artikel Green roofing 2007

Beschattung und Windschutz Laufhof

Anforderung/Ziel
Optimales Stallklima

Minderungsprinzip und Beschreibung
Ziel ist die Verminderung der Temperatur und des Luftaustauschs über der emittierenden Oberfläche.
Dies soll durch Überdachung eines Teils des Laufhofes (unter Berücksichtigung der mindestens ungedeckten m2 pro Tier gemäss Anhang 2 RAUS-Verordnung) und Windschutz auf der exponierten Seite erreicht werden.

Begründung/Bemerkung
Es ist keine Quantifizierung des NH3-Minderungspotenzials verfügbar [67].
Gegenläufige Effekte sind möglich: Bei optimalem Laufhofklima können die Tiere mehr Zeit im Laufhof verbringen. Somit fällt ein grösserer Anteil der Exkremente im Laufhof an, was zu höheren Emissionen führen kann. Zudem besteht das Dilemma, dass der verminderte Luftaustausch über der emittierenden Oberfläche zu einem Hitzestau führen kann.
In Agrammon Einzelbetriebsmodell mit kantonalen Anpassungen wird für Beschattung und Windschutz im Laufhof in Kombination mit der Massnahme "Laufflächen mit Quergefälle und Harnsammelrinne" eine emissionsmindernde Wirkung angerechnet.

Download
Weiterbildungskurs für Baufachleute 2013

Kompostierungsstall/Kompoststall

Minderungsprinzip und Beschreibung
Vergleiche Begründung

Begründung und Bemerkungen
In Kompostierungsställen und Kompostställen findet je nach Grösse der Fläche, Einstreu und Management (Bearbeitung der Liegefläche) ein erwünschter aerober (mehr bei Kompostierungsställe) oder auch ein unerwünschter anaeober (mehr bei Kompostställen) Abbau von Einstreu und Ausscheidungen der Tiere statt. Untersuchungen aus Holland zeigen bei beiden Systemen höhere Ammoniakverluste und auch höhere Lachgasverluste (starkes Treibhausgas) im Vergleich zum Referenzsystem Liegeboxen mit perforierten Laufflächen. Weiter ist der Platzbedarf pro Tier in Kompost- und Kompostierungsställen grösser als in Liegeboxen-Ställen, was tendenziell ebenfalls zu höheren Emissionen führt.

Untersuchungen aus Österreich zeigen bei Kompostierungsställen tiefere Emissionen. Hier fehlen aber die vergleichenden Messungen zu einem Referenzsystem. Daher ist auch bei gutem Management bei beiden Systemen keine Minderung der Emissionen zu erwarten [106 - 108, 112, 113].

Download/Link
Studie aus Holland (2016)

Emissionsoptimierte Laufflächen

Minderungsprinzip und Beschreibung
Ziel sind der rasche Abfluss von Harn und die Verminderung der emittierenden Bodenfläche: Beispielsweise Gummieinsätze für Spaltenböden für schnelles Ableiten des Harns oder auch spezielle Gummiklappen, die die Spalten schliessen.

Begründung und Bemerkungen
Derzeit liegen keine gesicherten Ergebnisse zur Emissionsreduktion vor. Probleme sind bei einigen der neuen Laufflächenausführungen bei Haltungssystemen mit Stroh und unter Frostbedingungen zu erwarten [19].
Die Massnahme ist im UNECE-Guidance-Document aufgeführt (Kategorie 2).

Bemerkung: Untersuchungen zu verschiedenen Laufflächenausführungen sind in den Niederlanden derzeit im Gange. Die Übertragbarkeit der Ergebnisse und die Praxistauglichkeit unter CH-Haltungsbedingungen sind nach Abschluss der NL-Messungen zu prüfen.

Oberflächen mit raschem Abfluss von Harn kombiniert mit Einrichtungen zum raschen Abführen von Kot und Harn: Gerillter Boden mit gezähntem Schieber (Nr. 2)

Anforderung/Ziel
Rasche Drainage und saubere, trockene Lauffläche

Minderungsprinzip und Beschreibung
Durch rasches Abfliessen des Harns von der Lauffläche in den Flachkanal und wird die Stofffreisetzung reduziert.
Die Bodenrillen müssen mit Drainageöffnungen für den Harnablauf versehen werden. So werden Kot und Harn schnell getrennt. Zusammen mit der Schieberentmistung entsteht eine saubere, emissionsarme Bodenfläche, die gleichzeitig ausreichend Trittsicherheit für die Tiere bieten muss. (siehe Abb. 30, S.96 in Vollzugshilfe Baulicher Umweltschutz in der Landwirtschaft)

Begründung/Bemerkung
Bei Haltungssystemen mit Einstreu, wie sie laut Tierschutzverordnung in der Schweiz gefordert und nach BTS gefördert werden, ist ein Verstopfen der Harnabfluss-Löcher zu erwarten.
In den Niederlanden hat sich der Sleufvloer Typ A in der Praxis nicht durchgesetzt aufgrund von Verstopfung der Drainagelöcher, mangelnder Rutschfestigkeit sowie hoher Kosten für Flachkanal und Rillenbodenelemente.
Die Emissionsreduktion wurde in den Niederlanden wissenschaftlich bestätigt (sie betrug in einem Versuchsstall 46%)[59], jedoch wurden ursprünglich angegebene Werte inzwischen relativiert (19%, 16%) [60].
Agrammon alle Modelle: Es wird von einer Emissionsreduktion von 20% ausgegangen.
Umsetzung bei Neubau, der Umbau ist beschränkt möglich.

Entmistungsroboter

Minderungsprinzip und Beschreibung
Durch rasches Entfernen von Harn und Kot von der Lauffläche wird die Stofffreisetzung reduziert.

Begründung und Bemerkungen 
Es ist keine ausreichende Quantifizierung des NH3-Minderungspotenzials verfügbar, weder auf planbefestigten noch auf perforierten Böden.
Der Einsatz auf planbefestigten Böden ist noch nicht praxiserprobt.

Hinweis: Perforierte Böden emittieren aufgrund der grösseren emittierenden Oberfläche mehr Ammoniak als häufig gereinigte planbefestige Laufflächen mit Quergefälle, Harnrinne und Rinnenräumer.

Download
KOLAS Schlussdokument; Artikel BauernZeitung Juli 18; WBK 18: Perforierte Laufflächen bei Rindvieh, Bewertung der Entmistung mit einem Roboter; WBK 18: Vergleich von perforierten und planbefestigten Laufflächen bei Milchvieh – Ammoniak- und Treibhausgas-Emissionen ; Artikel von Agroscope im CH-Bauer; Agrarforschung Artikel von Agroscope (2019); Artikel BauernZeitung 2020: Beim Bauen an Ammoniak denken;  Artikel BauernZeitung 2021: Gesunde Klauen und wenig Emissionen dank Mistschieber

Art und Menge des Einstreumaterials

Minderungsprinzip und Beschreibung
Ziel ist die Absorption bzw. Adsorption von Harn.

Begründung und Bemerkungen
Die aktuelle Datenlage ist zu schmal, um konkrete Massnahmen ableiten zu können. Die Wirksamkeit ist nicht eindeutig belegt. Die physikalischen Eigenschaften (Urinabsorptionsvermögen, Schüttdichte) der Einstreumaterialien sind dabei massgebender als ihre chemischen Eigenschaften (pH, Kationenaustauschkapazität, Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis) [95-97].
Die Massnahme ist im UNECE-Guidance-Document aufgeführt (Kategorie 2).

Chemowäscher

Minderungsprinzip und Beschreibung
Ziel ist die Abscheidung von Ammoniak aus der Stallabluft.

Begründung und Bemerkungen
Es liegen keine gesicherten Ergebnisse zur Emissionsreduktion in diesem Anwendungsbereich vor. Chemowäscher sind nur bei zwangsgelüfteten Ställe wirksam, was dem aktuellen Trend und Empfehlungen im Stallbau in der Rindviehhaltung der Schweiz diametral entgegenläuft. Nicht für Haltungssysteme mit Laufhof geeignet.
Es gibt bislang keine zertifizierten Abluftreinigungsanlagen für Rindviehställe.
Die Massnahme ist im UNECE-Guidance-Document aufgeführt (Kategorie 2)

Link
DLG Prüfberichte

Downloads
KOLAS Themenblatt: Abluftreinigung für zwangsbelüftete Stallanlagen; Cercl’Air-Empfehlung Nr. 21-D; Vortrag WBK 2017 Emissionsminderung mit Abluftreinigung; Artikel zu Abluftreinigung Nov. 2018; Merkblatt Abluftreinigungsanlagen Kanton Luzern Januar 2021

Hier finden Sie alle Massnahmen im Bereich Rindvieh in Tabellenform als PDF.
Literaturhinweise bei einzelnen Massnahmen verweisen auf die Literaturliste.